Mittwoch, 4. Juli 2012

Wie war das doch noch einmal vor 22 Jahren - 7

Huhu, liebes Blogvolk.

Es ist eine Weile her, dass ich zu diesem Thema hier etwas geschrieben habe und eigentlich müsste jetzt oben eine 23 stehen, aber was soll's.
Im letzten Teil hatte ich die Zeit von den Kommunalwahlen bis zum 'Ausreisesommer' 1989 beschrieben. Es war eine Zeit, die für die Mutter meiner Kinder und für mich eine persönliche Zäsur darstellte. Das Kind 1.0 kam zur Welt und wir waren natürlich im siebten Himmel. Ein Arbeitskollege holte uns, die stolze Familie, mit seinem Auto vom Krankenhaus ab und brachte uns in unser kleines, aber schönes Heim. Man half sich eben unter Kollegen.
Unsere Ein-Raum-Wohnung war aber nur temporär für eine nun dreiköpfige Familie geeignet, insbesondere wenn dazu noch ständig Besuch aus fast allen Bezirken hinzukam.
Es musste eine neue Wohnung her! Aus der Sicht des Jahres 2012 nur eine Sache des Geldes, aber 1989 und in der DDR etwas schier unmögliches. Gut, wir hätten mit viel 'Gegenliebe' in Marzahn eine Plattenbauwohnung eventuell bekommen können, die wollten wir unter diesen Umständen aber nicht. Hinzu kam noch ein baulicher Mangel in der kleinen Behausung, begründet in der nicht korrekten Ausführung der Schornsteinsanierung. Im Rahmen der FDJ-Initiative Berlin, irgendwie Dachsanierung Prenzlauer Berg ... hastenichgesehen, wurden weitestgehend alle Dächer und Schornsteinköpfe saniert. Sicherlich gab es dabei auch Neuerervorschläge, so wie man diese heute auch noch kennt und einer betraf bestimmt die Höhe der Köpfe. Man hat ein oder zwei Reihen Klinker einfach eingespart und für die Bauarbeiter war alles gut. Nicht aber für uns. An drei von zehn Tagen in der Heizperiode, ging der Zug im Wohnzimmer (dort stand ein wunderschöner Kachelofen) andersherum. Nicht so prickelnd mit einem Baby in der Wohnung und in der DDR ging dann leider nichts im Rahmen der Schadenbeseitigung. Die Wohnung wurde als nicht bewohnbar eingestuft, aber eine neue hatte man deswegen immer noch nicht.

Ich habe unser damals dringlichstes Problem etwas ausführlicher geschildert, um aufzuzeigen, dass diese gar nicht so weit weg von den heutigen waren und das alltägliche Leben nicht vom bösen Stasikraken geprägt war. Es war auch nicht nur grauer Alltag, aber es gab viele Probleme. Und da man sehr viel mehr Freunde hatte als heute, gab es für Vieles eine Lösung. Das hat zusammengeschweißt. In der Partnerschaft und im Freundeskreis.

Aber zurück zu den Ereignissen im Herbst 1989. Die allgemeine politische Situation, insbesondere mit den alten Männern an der Spitze, wurde für die Menschen immer unzureichender. Die politische 'Gegenbewegung' im Lande, angeführt von Leuten der Umweltbibliothek oder dem Neuen Forum (die kamen später hinzu), wurde immer stärker und die Menschen ließen sich nicht mehr bevormunden. Eine schizophrene Welt bei den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR lies die Leute um die Rockmusiker Toni Krahl und einigen Schauspielern den Versuch unternehmen, eine Demonstration für die Meinungsfreiheit zu beantragen. Ja, das ging an sich nach den Gesetzen der DDR und sie wendeten sich meines Wissens an den Rechtsanwalt Gregor Gysi, um diese Demonstration offiziell zu beantragen. Und es funktionierte! Am 04. November versammelten sich fast eine Million Menschen (so damals die Tagesschau) auf dem Alexanderplatz in Berlin und sprachen sich für demokratische Veränderungen im Sozialismus der DDR aus. Sie wollten keinen Kapitalismus, sie wollten den Sozialismus mit demokratischen Antlitz. Das nur mal so am Rande, denn das hört und liest man heute nicht mehr bei den Qualitätsjournalisten.

Diese Demonstration hat das Land verändert und hat enorme Prozesse in Gang gesetzt. Ohne den 04. November hätte es den Mauerfall so schnell nie gegeben. Die Ereignisse des 09. Novembers wäre undenkbar gewesen. In diesen Tagen ist in Berlin wirklich Geschichte geschrieben worden, es war ganz großes Kino und keiner wusste, wo es hinführt.

Übrigens, unser aller Freiheits-Präsident ist damals nirgends zu sehen gewesen. Als es noch gefährlich war für eine solche Entwicklung einzustehen, war er nicht zu sehen. Später, als viele Wege ausgetreten waren, da war er dann der 'Held' für die Westmedien. Bis heute. Leider!!




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